Condrieu xx

Ein in Frankreich gezüchteter brauner Hengst mit internationaler Abstammung. Mit 167 cm steht er in einem noch gutem Stockmaß, besonders als Veredler. Jedoch fällt seine Erscheinung auf durch die großen Linien und die sehr gute lange und schräge Schulter. Weiter bemerkt man die gute Oberlinie. Die Interieurwerte und die Springveranlagung sind weit über Durchschnitt. Der Gesamteindruck ist vielleicht nicht der schönste, jedoch stellt sich der Hengst in einem hervorragenden Leistungshabitus dar.

Wie uns ja schon die Ahnentafel zeigt, sind die Mehrzahl der Ahnen der ersten drei Generationen von brauner Farbe, was aber leider absolut keine Versicherung für das Nichtauftreten von Füchsen ist (=> Farbvererbung).

Das Pedigree ist sicher gut, jedoch keine Spitzenklasse für einen Beschäler der Vollblutreinzucht, da zuviele mittelmäßige Vererber auftreten, jedoch zählen für die Warmblutzucht vollkommen andere Kriterien !

Die In- bzw Linienzuchten kristallieren sich um fünf Namen Court Martial 5x4, Dante 5x5, Fairway 7x7x6, Nearco 6x7x5x5x5x6 und Hurry On 7x6x6. Court Martial ist dabei ein Enkel von Fairway, welcher wiederum ein Vollbruder zu Nearco’s Vater Pharos ist ; Dante ist ein Sohn Nearco’s. Der ganz dominierende Name ist also Phalaris, Vater von Fairway und Pharos. Weitere gehäuft auftretende Vererber sind Solario-Gainsborough, The Tetrarch, Blandford, Chaucer, St Just und Sardanapale. Andererseits fällt der Stammbaum durch das Fehlen Nasrullahs und Royal Chargers auf (die beiden Hengste sind Dreiviertelbrüder), jedoch ist ihre 2. bzw 3. Mutter, Mumtaz Mahal, über Abernant und die Stammutter Lady Josephine auch noch über Fair Trial vertreten.

Über den Mutterstamm gehört Condrieu zu den engen Verwandten der Spitzenhengste des Turfs und der Vollblutzucht, da er aus der gleichen Familie und dem gleichen Zweig wie Nearctic kommt. Damit ist er auch gleichzeitig ein enger Verwandter zu Sir Shostakovich, der ebenfalls dieser Stutenfamilie angehört. Die zweiten Mütter beider Hengste sind auch recht ähnlich gezogen, da in beiden Fällen Hengste der Hurry On-Linie an Stuten des Stammes 14 angepaart wurden.

Der Vater Condrieu’s gehört zu den sehr guten Hengsten der Reinzucht, was die Rennleistung betrifft, jedoch hat er sehr gerne gesundheitliche Mängel vererbt. Top Ville besitzt übrigens die umgekehrte Ahnenkonstellation von Sacramento Song : Dantenachkomme (Dante ist Vollbruder zu Sayajirao), auf eine Stute aus der Prince Rose-Linie. Aus der gleichen Hengstlinie über Dante kommt sonst nur noch Salient. Jedoch kommen über Turn To-Royal Charger die schon bekannten Spitzenvererber Count Ivor und Rubloff, und auch Hand In Glove, einer der Hoffnungsträger in Frankreich geht auf diesen Hengst zurück. Das Pedigree ist übrigens nach einem alten Linienzuchtrezept aufgebaut, obwohl ich damit nicht behaupten will, daß dies bewußt geschehen ist : Dante stellt in der 4. Generation die äußersten Punkte dar und ist somit auch jeweils über einen Sohn und eine Tochter im Stammbaum zu finden.

Jedoch finden sich ebenfalls im väterlichen Teil der Abstammung die bekanntesten Namen, denn sowohl Tepukei als auch Cracksman konnten sich in der Zucht nicht durchsetzen und sind deshalb selten zu finden. Erst Mieuxce in 4. Generation ist wieder ein bekannter Hengst, obwohl auch er nicht zur allerersten Garnitur gehörte. Jedoch bietet sein Vater, Massine, recht guten Anschluß zu Barnaul, Babolna (Mutter von Famos) um nur zwei zu nennen.

Über den Furioso-Vater Precipitation findet Condrieu natürlich Anschluß bei Cor de la Bryere. Die genauen Blutanschlüße werden durch die nachfolgende Tabelle verdeutlicht.

Sehr viel interessanter für die zukünftige Zuchtpolitik ist jedoch das Zusammenpassen mit den anderen aktuellen Veredlern und den Veredlern der 70iger und 80iger Jahre. Hier spielen mehrere Namen eine besondere Rolle : High Top, Prince Rose, Fair Trial-Fairway, Precipitation, Tantieme, Hyperion und Nearco. Diese Hengste bilden den Pool, der in den unterschiedlichsten Kombinationen zwar, jedoch in fast allen Pedigrees auftritt. Von Sir Shostakovich und Sacramento Song haben wir ja schon gesprochen, dann kommen noch Salient (Hight Top), Korenbleem (Fair Trial), Barnaul (Fair Trial, Nearco), Chromatic (Tantieme, Prince Rose, Nearco, aber auch Pharis und Gainsborough), Marlon (Nearco, Fairway, Gainsborough) ; Galant Vert (Hurry On, Tantieme, Hyperion, Fairway) bietet darüberhinaus die Möglichkeit den Nearcoeinfluß etwas zurückzudrängen, da er ganz frei von diesem Blut ist. Nearco und Gainsborough sind bei Königspark die Anschlußpunkte und Fair Trial, Hyperion-Gainsborough, Hurry On und Nearco bei Lauries Crusader.

Feensproß, Affido und die anderen deutschgezogenen Hengste bilden fast ein Outcrossing, da der erste gemeinsame Ahne erst in den hinteren Generationen auftritt.

Besonders die Anpaarungen an Sir Shostakovich, wegen der gleichen Mutterlinie, und an die High Top führenden Hengste halte ich für interessant, bei den letzteren besonders Lauries Crusader, da dieser überdurchschnittliche Grundgangarten vererbt. Weiterhin halte ich auch Fair Trial für eine gute Linienzuchtbasis. Unter den jungen Vererbern der Vollblutzucht mit Leistungsvererbung Springen eignen sich besonders Sir Ivor, Sir Gaylord, Nearctic und Nonoalco für Linien- bzw Inzuchten, sehr viel mehr zumindest als die anderen Nearco-Nachkommen, die jeweils nach ihrer individuellen Vererbung beurteilt werden müssen.

	Corde	Landgraf I	Capitol I	Silbersee
Ajax	X			X
Bachelor’s Double	X	X		X
Bend Or	X		X	X
Blandford				X
Charles O’Malley				X
Chaucer		X		X
Fairway		X
Friar Marcus	X
Gainsborough		X
Gallinule	X			X
Gay Crusader	X
Gold Bridge				X
Havresac II	X			X
Hurry On	X			X
Hyperion		X
Massine				X
Mieuxce				X
Nearco		X
Orby		X
Phalaris		X		X
Pharos				X
Precipitation	X
Rabelais	X			X
Sainfoin	X	X	X	X
Sir Gallahad				X
Son In Law	X	X	X
Spearmint	X			X
St Frusquin	X	X		X
St Just	X			X
St Simon	X	X	X	X
The Tetrarch	X	X		X
Tracery			X
William III.		X

Mit einer Bonitierung von insgesamt 49 Punkten steht er im oberen Mittelfeld unter den Veredlerhengsten. Besonders fällt auf, daß er nur eine ‘7’ im Typ hat, genauso wie in den Grundgangarten, dafür aber zweimal eine ‘8’ für Oberlinie und Breite/Tiefe.

Die Rennkarriere in Frankreich ist absolut unbedeutend, da Condrieu nur an einem Gruppenrennen teilnahm und dabei den letzten Platz (4.) belegte. Er kann jedoch auf einen Sieg und gute Plazierungen in einigen Listed-Rennen zurückschauen. Insgesamt gewann er 288.000 FF bei 8 Starts, zwei Siege und vier Plätze, in zwei Rennzeiten. Er bevorzugte die klassischen Distanzen zwischen 1800 und 2400 Metern. Condrieu erhielt 1990 seinen besten Handicap-Wert (nicht zu verwechseln mit dem Generalausgleichgewicht) mit 52,5 Kg. Trainiert wurde er übrigens bei Fabre, einem der besten Trainer Frankreichs und geritten wurde er von Asmussen, der ja nicht mehr vorgestellt werden muß.

Mit seinem ersten Fohlenjahrgang konnte Condrieu viele, jedoch nicht alle Hoffnung erfüllen. Die Fohlen stehen in einem guten Typ mit viel Ausstrahlung, jedoch sollte bei den anzupaarenden Stuten unbedingt auf überdurchschnittliche Grundgangarten geachtet werden. Auch paßt er nicht unbedingt zu den ganz schweren, rein holsteinisch gezogenen Stuten.