Militarypferde

 

© Otmar Beyer de Béhaux

 

Die Military, auch Vielseitigkeit genannt spielt in der Palette der Pferdesportarten nur eine untergeordnete Rolle, da nur sehr wenige Reiter, bezogen auf die Gesamtzahl der Pferdesportler, diese Disziplin ausüben. Die Military besteht dabei aus den zwei Hauptdisziplinen des Pferdesports, der Dressur und dem Springen, hinzukommt dann noch als Hauptteil eine Geländestrecke. Allein daraus ersieht man, daß reine Spezialisten, wie sie heute an und für sich existieren, nicht gefragt sind.

Es reicht also nicht, wenn man ein mittelprächtiges Dressur- oder Springpferd nimmt und diesem dann eine besondere Ausbildung angedeihen läßt, genauso wenig wie es reicht, ein Ausschußrennpferd zu nehmen.

Die Military stellt an den Charakter, die Ausbildung und die Kondition des Pferdes höchste Ansprüche.

Da aber wie wie gesagt die Zahl der Sportpferde dieser Disziplin recht klein ist, findet man kaum Pferde, die speziell hierauf gezogen sind.

Die für diesen Sport notwendigen Qualitäten sind eine gute Rittigkeit und eine solide Ausbildung, wie sie für jedes Sportpferd gültig sind. Darüberhinaus sind aber noch gute Grundgangarten, Ausdauer und Galoppiervermögen, sowie Springanlage verlangt. Charakterlicherseits sollte großer Wert auf Ehrgeiz, Siegeswille und Härte gegen sich selbst gelegt werden.

Von wenigen Ausnahmen abgesehen gibt es fast schon Standardkombination, die das Pedigree eines Militarypferdes ausmachen. Allein die Charaktereigenschaften bedingen fast schon einen hohen Anteil an Veredlerblut, meist über Vollblüter.

Englische Vollblüter sind jedoch nicht ideal, da sie zwar einerseits die Charaktereigenschaften mitbringen und auch Galoppiervermögen besitzen, andererseits jedoch nicht immer die notwendige Rittigkeit haben und auch die Grundgangarten sind oft nicht von der gewünschten Qualität.

Das ideale Vielseitigkeitspferd ist also ein Warmblut mit hohem Veredlerblutanteil. Man findet also häufig einen Vollblutvater, weniger geläufig sind Vollblutmütter. Auch in der zweiten Generation können, bzw sollten Vollblüter stehen, besonders wenn die Eltern Warmblüter sind. Die Folge mehrerer Vollblüter ist auch sehr gefragt, solange das Produkt die homogene Mischung beider Ausgangsrassen ist.

Da die Rasse des Warmblüters nicht festgeschrieben ist, findet man auch sehr viel Anglo-Araber unter den Vielseitigkeitspferden. Diese bringen als zusätzlichen Vorteil noch die Ausdauer und Genügsamkeit mit, welche die Apanage ihrer Arabervorfahren sind. Man sollte jedoch auch in diesem Fall keine, oder nur ausnahmsweise, Rennpferde nehmen, da diesen die gleichen Nachteile angelastet werden können wie den Vollblutrennpferden.

Bekannte Vielseitigkeitspferde waren bzw sind Lord (Holstein, von Ladykiller xx aus einer Cottage Son xx - Mutter), Santiago (Holstein, von Sable Skinflint xx), Albrant (Holstein, von Aldato [Anblick xx] aus einer Heidelberg-Loretto - Mutter), Amadeus (Hannoveraner, von Gernegroß xx), Lemmen (Hannoveraner, von Lemon xx), Alabaster (Westfale, von Aar xx), Bacadi (Westfale, Bream xx) etc.

Der Trakehner besaß, als Armeepferd, einen hervorragenden Ruf und wurde jahrzehntelang als Jagdpferd eingesetzt. Als Fast-Anglo-Araber mit hohem Blutanteil besitzt er auch ideale Voraussetzungen für eine Verwendung in dieser Disziplin, wie unter anderen White Girl beweist.

In Frankreich, Pferdeland mit einer hochstehenden Zucht, Selle Français (SF) und Anglo-Araber (AA), gelten natürlich die gleichen Regeln : Tobi de Marillet (SF, von Djarvis xx aus einer Namousky AA - Stute), Rajah de Laleu (SF, von Laudanum xx aus einer Beau Fixe xx - Stute), etc.

Die Bestenliste des franz. Militarysportes ermöglicht auch einige Statistiken, die das oben gesagte bestätigen. Von den 50 gewinnreichsten Pferden in Frankreich sind :

 

Anglo-Araber

17

 

34 %

Vollblüter

3

 

6 %

Selle Français

30

 

60 %

AA ohne Vollblut als Vater oder Muttervater  

10

21.3 %

SF ohne Vollblut als Vater oder Muttervater  

8

17.0 %

SF oder AA mit xx - AA oder AA - xx  

5

10.6 %

SF oder AA mit Vollblutvater  

5

10.6 %

SF oder AA mit Vollblutmutter  

7

14.9 %

SF oder AA mit Vollblutmuttervater  

6

12.8 %

SF oder AA mit Vollblutvater und Vollblutmuttervater  

6

12.8 %

total

50

47

 

(Prozente des zweiten Teils unter Ausschluß der Vollblüter)

Die Anpaarung eines SF-Hengstes an eine AA-Stute oder eines AA-Hengstes an eine SF-Stute ist nicht vertreten.

40.5 % aller Warmblüter dieser Liste führen also wenigstens 50 % Vollblut. Die recht häufige Konstellation des Warmblüters aus einer Vollblutstute liegt an den besonderen Eintragungsmöglichkeiten in Frankreich. Ohne auf den Vollblutanteilzu achten, führen wenigstens 29 Pferde einen Vollblüter als Vater oder Muttervater. Nimmt man noch die Pferde mit einem Vollblut als Großelternteil in der väterlichen Pedigreehälfte, kommt man auf mehr als zweidrittel.