Eine kurze Beurteilung der Nachzucht der in Holstein eingesetzten Vollblüter

 

© Otmar Beyer de Béhaux

 

Jedes Jahr im ausgehenden Sommer, wenn die Fohlenschauen vorbei sind, kann man eine kurze Bilanz der neueingesetzten Beschäler ziehen, die erste Anhaltspunkte zu ihrer Vererbung geben soll. Diese ist besonders wichtig für die neuaufgestellten Veredler, da bei ihnen auch die Vererbung der Eltern unbekannt ist und man so absolut keine Anhaltspunkte besitzt und darüberhinaus meist auch Ahnen nicht oder nur wenig kennt.

Da diese Hengste erst kurz im Deckeinsatz stehen, kann natürlich noch nichts zur Leistungsvererbung gesagt werden. Diese ist erst nach einem Deckeinsatz von etwa acht Jahren abzusehen, wenn die ältesten Nachkommen die Berechtigung haben auf S-Niveau zu gehen.

Tabelle 1 : Die Fohlenprämierung nach Angaben des Holsteiner Verbandes

vorgestellte Fohlen

- davon männlich

- davon weiblich

2.902

1.446

1.456

prämierte Fohlen

- davon männlich

- davon weiblich

1.012

342

670

Die Holsteiner sind, wie ja schon sehr oft, wieder Vorreiter beim Vollbluteinsatz. Noch nie seit Bestehen des Zuchtverbandes haben soviele Veredler im Land zwischen den Meeren gedeckt wie seit 1992. Vorauszusehen war diese Entwicklung jedoch schon lange, da einerseits Verschwerungstendenzen auszumachen waren (Capitol, Lord Incipit, Silvester) andererseits lange Jahre nur ein oder zwei Veredler im aktiven Einsatz standen.

Von den neuesten Verbandseinkäufen kann sich besonders Feensproß xx profilieren, der nicht nur sehr gute Typen, mit einer überdurchschnittlichen Gangmechanik bringt, sondern darüberhinaus auch an schwere Stuten angepaart werden kann, die er sehr schön veredelt. Die Zuchtbilanz 1994 sind 4 prämierte Hengst- und 5 prämierte Stutfohlen.

Galant Vert xx bringt ebenfalls schöne Fohlen mit überdurchschnittlichen Typen. Das Problem bei ihm ist seine Feigheit am Sprung ; ansonsten springt er mit guter Technik und viel Bascule. Drei seiner Töchter wurden prämiert.

Condrieu xx brachte in seinem Jahrgang ‘94 recht gute Fohlen. Sein Hauptvererbungsfehler ist wohl ein Mangel in den Grundgangarten, wenn die Stuten hier ebenfalls nur durchschnittlich sind. Deshalb ist seine Vererbung insgesamt etwas weniger gut als die seiner Kollegen Feensproß und Galant Vert. Trotzdem brachte er bei den Prämierungen 1994 vier Hengst- und fünf Stutfohlen.

Barnaul xx, ein aus Polen stammender Vollblüter in Privatbesitz, ist die große Überraschung. Er vererbt nicht nur seine eigenen, (für einen Vollblüter) weit überdurchschnittlichen Grundgangarten, sondern auch einen sehr guten Typ. Bei den anzupaarenden Stuten sollte man jedoch auf Größe achten, da der Hengst anscheinend machmal etwas klein vererbt. Barnaul brachte 1994 8 Hengst- und 11 Stutfohlen mit Prämie.

Sir Shostakovich xx steht schon seit drei Jahren im Deckeinsatz. Seine Fohlen sind leicht, und edel, meist im Vollbluttyp. Die Grundgangarten sind sehr gut, ohne überragend zu sein. In Holstein zählt man besonders auf das Springvermögen, welches der Hengst vererbt, wie er ja schon mit Trakehnerstuten gezeigt hat. Mit insgesamt 25 prämierten Fohlen (7 Hengst-, 18 Stutfohlen) stellt er die Spitze unter den Veredlern dar.

Zarewitsch xx, zuerst Verbandshengst - dann verkauft an einen Privathengsthalter, stammt aus guten deutschen Linien. Seine Vererbung im Trab ist oft leider ungenügend, wenn die Stuten nicht weit überdurchschnittliche Grunfgangarten haben. Erst paßt hervorragend zu den schweren, rein holsteinisch gezogenen Stuten.

Lauries Crusader xx; angekört für Holstein und aufgestellt vom Landgestüt Celle (also anerkannt für alle Zuchtgebiete außer Trakehner und Holstein), stellt sich mit seinen Nachkommen als der Veredler par excellence dar. Hervorragende Typen mit viel Gang sowohl in Hannover als auch in Holstein werden ihn zu einem der begehrtesten Vollblutbeschäler im Norden Deutschlands machen. Trotz sehr geringer Deckzahlen konnte ein Hengst- und vier Stutfohlen prämiert werden.

Mytens xx ist vielleicht der schönste Vollblüter, der je in der deutschen Warmblutzucht gedeckt hat. Seine Nachzucht ist gut, sowohl im Typ als auch in den Grundgangarten, kommt jedoch leider nicht an die Qualität des Vaters. 1994 erhielten sechs seiner Töchter die Fohlenprämie.

Schampus xx produziert Pferde im modernen Typ, wie seine Tochter Erle, Vizeeuropameisterin der Dreijährigen, letztlich zeigte. Er steht jedoch im Rheinland und wird deswegen in Holstein wenig benutzt.

Arystokrat AA, ein polnischer Anglo-Araberhengst mit viel Vollblut (67.88%), gezogen auf franz. Blutlinien, besitzt selbst ein hervorragendes Exterieur. Er vererbt sehr gute Typen, jedoch mit einer etwas alten Trabbewegung. 1994 wurden drei Hengst- und vier Stutfohlen mit der Prämie ausgezeichnet.

Es kann nicht oft genur wiederholt werden, daß bei allen diesen Hengsten die Leistungsvererbung noch nicht abzusehen ist. Bei den anderen, nicht genannten Beschälern ist eine Beurteilung der Vererbung auf Grund geringer Deckzahlen noch nicht möglich. Unterdurchschnittliche Vererbungen, sowohl was das Exterieur als auch was die Leistung betrifft, sind selten.

Eindrucksvolle Bestätigung des gesagten sind die Ergebnisse der Fohlenprämierungen, bei der man jedoch die Zahl der gedeckten Stuten beachten sollte (diese schwanken zwischen kaum 10 für Zarewitsch und kaum mehr für Lauries Crusader und gehen bis fast 200 für Sir Shostakovich. Die neuen Beschäler wie Feensproß, Galant Vert und Condrieu sind auf 60 (bis 1993) bzw 80 (seit 1994) Stuten beschränkt.

Tabelle 2 : Die anderen Veredler als Väter prämierten Fohlen

  Hengstfohlen Stutfohlen Fohlen gesamt
Exorbitant xx 3 8 11
Grundyman xx 1 8 9
Oglio xx 1 3 4
Langata Express xx   4 4
Sunset Boulevard xx   3 3
Sir Dancer xx   2 2
Affido xx   1 1
Palton xx   1 1
Salient xx   1 1
Zünftiger xx   1 1