Als Veredler können mehrere Rassen eingesetzt werden : englische Vollblüter, Araber, Anglo-Araber und Trakehner. Andere Warmblutrassen können, je nach Finalität des Zuchtzieles, verwendet werden.

Man kann diese Fremdblüter in drei Gruppen zusammenfassen : englische Vollblüter, araberblutführende Rassen und fremdblütige Warmblutrassen.

Für die holsteinische Zucht haben sich die englischen Vollblüter als entscheidend erwiesen. Der Einfluss der araberblutführenden Rassen ist relativ unbedeutend. Andere Warmblutrassen wurden, mit Ausnahme der Selle Français, nicht verwendet.

Eine gesonderte Rolle spielen die drei angekörten Hannoveraner. Aloubé Z und Athlet wurden angekört wegen ihres Vaters, Almé, der zu jener Zeit in Zangersheide deckte. Renommée ist, als Ramiro-Sohn ein halber Holsteiner.

Der uns interessierende Zeitraum erstreckt sich von 1949 bis heute. Wie ist die Entwicklung ? Kann man Epochen ausmachen und wie ordnet sich die Verwendung der einzelnen Gruppen in die Geschichte des Holsteiners ein ?

Die generelle Tendenz

Man muss hier unterscheiden zwischen den einzelnen Gruppen, aber auch in die Zeiten des Landgestüts Traventhal und der Verbandshengsthaltung. In der Verbandshengsthaltung kommt dann das Gewicht der Gruppen voll zum Tragen.

Die Traventhaler Zeit

Vollblüter wurden zu jeder Zeit mehr oder weniger stark benutzt. Sie haben auch im Beginn eine wichtige Rolle gespielt, da die grösste Hengstlinie zwischen den Kriegen, die des Ethelbert, auf ein Vollblut, St Fagans xx, zurückging.

Zur Erinnerung sei auch gesagt, dass der Typ des Holsteiners vor dem Ersten Weltkrieg stark dem heute gefragten Typ ähnelte und erst die Verstärkungsphase nach dem Ersten Krieg den uns noch bekannten schweren Holsteiner brachte.

Araberblut besitzt im Mackensenzweig der Ethelbertlinie einen grossen Einfluss. Eigene Hengstlinien von Araberhengsten ausgehend konnten sich nie über längere Zeit halten.

In den Anfängen Traventhals lag wahrscheinlich keine durchdachte Zuchtpolitik vor, wie die Rassenvielfalt, man fand vom Oldenburger und Ostfriesen über Hannoveraner und Trakehner bis zum Araber und englischen Vollblüter alles, beweist.

Im uns interessierenden Zeitraum finden sich Hannoveraner, einige Vollblüter, Trakehner und Anglo-Araber im Landgestüt, wenn auch der Grossteil von Holsteinerhengsten ausgemacht wird. Alle diese Hengste sollten helfen den schweren Holsteiner in ein Reitpferd umzuzüchten.

Die fortschreitende Motorisierung bewirkte jedoch die Schliessung des unrentabel gewordenen Gestüts, da die Stutenzahl im Land von 10.000 auf knapp 1200 gefallen war. Der Verband übernahm geschlossen fast alle Hengste des Gestüts. Die Geschichte Traventhals endet im Sommer 1960 mit einem Ausverkauf der besten Hengste, die das Zuchtgebiet Holstein zu bieten hatte.

Die Verbandshengsthaltung

Im ersten Jahr der Verbandshengsthaltung kann man keinen grossen Unterschied zum Landgestüt erkennen. Die nachfolgenden Jahre brachten jedoch die entscheidende Abwendung, das heisst die Schliessung des Hengstbuches gegen alle Hengste, die nicht Holsteiner oder englische Vollblüter waren. Ein wahrscheinlich entscheidender Grund für diese Schliessung, zumindest gegen Araberblut, waren sicher die katastrophalen Auswirkungen der Araberverwendung in Ostfriesland. Der Ostfriese war ein dem Holsteiner vergleichbares schweres Warmblutpferd, das durch die Araberveredlung untergegangen ist.

Die araberblutführenden Rassen

Vorhergesagt sei, dass der Trakehner fast 100 prozentig dem französischen Anglo-Araber entspricht. Beide Rassen sind entstanden durch die Einkreuzung von englischen und arabischen Vollblütern in die bodenständigen Rassen.

Da, wo Traventhal recht viel Araberblut besass, wandte sich der Verband fast vollkommen von diesem Blut ab. 10 Hengste standen seit 1949 in der Holsteiner Zucht. Bis 1964 wurden alle aus der Zucht ausgeschlossen. Es wurden noch vereinzelte Versuche unternommen, die jedoch nie durchschlagend waren. Insgesamt fanden 4 solcher Versuche statt, von denen 2 jedoch nach nur einem Jahr beendet wurden. Diese Versuche sind sicher auf den Erfolg Ramzes zurückzuführen, der in seinem Enkel Ramiro einen Jahrhunderthengst brachte.

Der Einfluss der araberblutführenden Hengste hört 1975 ganz auf. Erst 1992 fand ein neuer Versuch statt, jedoch auf einer anderen Basis, da der Hengst Bachus von einem Arabervater stammt, jedoch aus einer Holsteiner Mutter, die wiederum Ramzes AA-Blut führt. Bachus ist Leistungshengst und verbindet die Sportkarriere mit der in der Zucht.

Dieser Versuch erinnert stark an einen anderen Hengst dessen Blutführung ähnlich war : Fax I. Die Mutter dieses Hengstes war eine polnische Anglo-Araberstute mit 25 % Araberblut. Ausser Nimmerdor in Holland hat die Nachkommenschaft sich jedoch nicht in der Zucht durchsetzen können. Über Nimmerdor, neuangekört für Holstein, findet jetzt die Heimkehr des Fax I-Blutes statt. Jedoch ist Fax I bei den Züchtern immer noch beliebt als Veredler seiner Zeit.

In Traventhaler Zeit wurden bis zu 8 araberblutführende Hengste aufgestellt, in der Verbandszeit jedoch höchstens 2.

Im allgemeinen kann man sagen, dass das Araberblut in Holstein nur noch wenig Einfluss besitzt, zumindest das Araberblut der letzten 40 Jahre. Grösseren Einfluss nimmt es jedoch noch über den Mackensenzweig der Ethelbertlinie, auf den viele Stuten in der 4. und 5. Generation ingezüchtet sind.

Die Ramzeslinie steht auf nur einem Hengst, Ramiro. Der Wahrheit halber muss jedoch gesagt werden, dass Ramiro gleichzeitig auch ein Cottage Son-Enkel über seine Mutter, ist. Man kann jedoch ohne weiteres behaupten, dass Ramzes Träger von Springblut war und dieses auch vererbt hat, wie neben Ramiro ja auch sein im grossen Sport bekannter Sohn Roman beweist. Jedoch ist der Ramzes-Einfluss nur in der F1-Generation zum Tragen gekommen. Ramiro ist das Paradebeispiel für eine starke Verwässerung der AA-Anlagen ab der 2. Generation ; Ramiro besitzt sehr viel mehr Ähnlichkeit mit Cottage Son als mit Ramzes.

Ramzesblut besitzt noch Bedeutung in den Stutenstämmen. Eine grosse Zahl der deckenden Junghengste führen Ramzesblut entweder direkt oder über Roman und Rigoletto, die beiden bedeutensten Söhne neben Ramiro.

Die englischen Vollblüter

12 Vollblüter deckten von 1949 bis 1960, also zu Traventhaler Zeit, davon waren mehrere Privathengste. Entscheidenden Einfluss konnte jedoch nur Anblick ausüben. Alle ehemaligen Vollblutlandbeschäler schieden bis 1964 aus der Zucht aus.

Da, wo die Anzahl der deckenden Vollbluthengste in Traventhaler Zeit relativ stabil blieb, die Zahlen schwanken zwischen 1 bis 6 Vollbluthengste pro Decksaison, geht diese zahl sofort in die Höhe unter Verbandsführung. Der absolute Höhepunkt der damaligen Zeit wurde 1966 erreicht mit 17 deckenden Vollbluthengsten. Von den Ausnahmen Ladykiller und Marlon einmal abgesehen erwies sich jedoch kein Hengst als Erfolg. Sie verblieben durchschnittlich nur ca 4-5 Jahre in der Zucht, das heisst sie wurden ausgeschlossen, nachdem die ersten Nachkommen im Sport beurteilt werden konnten.

Hengstlinien existieren nur von Ladykiller, Marlon und Manometer. Von den jüngeren Vollbluthengsten haben nur Tin Rod, Maestose, Sacramento Song, Chromatic, Königspark und Grundyman Söhne, die in der Zucht stehen.

Auf sportlicher Ebene haben jedoch einige Vollbluthengste wertvolle Nachfahren hinterlassen, man denke an Santiago (Sable Skinflint xx), Foliant (von Follywise xx), Komet (Korenbleem xx) oder auch Wahnfried (Waldenser xx).

In der letzter Zeit melden sich einige der mehr oder weniger vergessenen Vollblüter wieder in den Stutenstämmen der deckenden Junghengste.

In 1966 gipfelnd, geht der Einfluss des Vollblutes langsam zurück und nach dem Tod Marlon 1981 deckt kein Vollblut mehr bis 1985. Nach ersten, leichten Anzeichen einer, unerwünschten, Verstärkung des Types werden wieder neue Vollblüter angekört. Schnell nimmt diese Zahl zu und seit Beginn der 90iger Jahre decken 15, bzw 17 und seit 1992 mehr als 20 Vollblüter in Holstein.

Fremdblütige Warmbluthengste

Von den oben angeführten Hannoveranern abgesehen, wurde nur eine Rasse eingesetzt, diese jedoch mit durchschlagendem Erfolg.

Durch den Erfolg des in Oldenburg deckenden Furioso II angeregt, wurden in rascher Folge seit 1970 8 SF-Hengsten Deckerlaubnis erteilt. Almé, für Holstein zugelassen, hat jedoch nie im Hochzuchtgebiet gedeckt. Es wurden jedoch 2 seiner Söhne aus Hannoveranerstuten angekört. Der dritte im Bunde der Almésöhne, Ahorn, ist auch in Belgien gezüchtet, jedoch aus einer Holsteinerstute. Alle drei Almésöhne sind Erfolge in der Zucht. Von den 8 anderen Hengsten kommt einem, Cor de la Bryère, eine überragende Bedeutung zu. Silbersee kennt einen überdurchscnittlichen Erfolg als Hengstvater und man beginnt auch ihn auf der Mutterseite der Junghengste zu sehen. Er besitzt 2 in der Zucht stehdende männliche Nachkommen. Die 4 restlichen Hengste sind recht bald wieder aus dem Zuchtgeschehen verschwunden und üben keinen Einfluss aus, auch nicht über ihre Töchter.

Die Einordnung in die Entwicklung des Holsteiner Pferdes

Einfluss üben alle drei Gruppen aus, jedoch rassenbegrenzt : Vollblüter, Anglo-Araber und Selle Français. Trakehner, auf trakehnerbasis gezogene Fremdblüter, Hannoveraner und Araber besitzen keine Bedeutung.

Auf ersten, schüchternen Versuchen aufbauend nimmt die Verwendung der englischen Vollblüter stark zu, da alle Züchter erkannten, dass der alte Holsteiner keine Zukunft besass. Diese Phase der Holsteiner Entwicklung, die Umzüchtungsphase, setzt voll ein seit ca 1962. Auf den Erfolg der Anblicksöhne vertrauend, hier muss besonders Aldato genannt werden, werden den Vollblütern erstklassige Stuten zugeführt. Die Umzüchtungsphase dauerte bis Anfang der 70iger Jahre. Nach einem neuerlichen Höhepunkt mit 17 deckenden Vollblütern setzt ein Rückgang ein. 1981 stirbt Marlon, der letzte deckende Vollblüter der alten Garde. Bis 1985 kommt die Holsteinerzucht ohne Vollblutbeschäler aus, kann jedoch aus einem reichen Reservoir von Vollblutsöhnen schöpfen.

Man kann jedoch schon einen Unterschied zwischen den ersten Vollblütern, Anblick, Waldenser, Cottage Son und anderen gegenüber ihren Nachfolgern feststellen. Diese, noch Traventhaler Hengste, passten, genau wie Marlon auch, hervorragend zu den schweren Stuten aus den 50iger Jahren. Ladykiller und seine Zeitgenossen, mit Ausnahme Marlons, passten jedoch nicht zu diesen Stuten. Sie benötigten schon veredelte Stuten und bauten daher gut auf der Basis auf, die die ersten Vollblüter geschaffen haben. Diese Zeit ist bekannt unter dem Namen Konsolidierungsphase und setzt voll ein am Anfang der 70iger Jahre.

Zur Stützung dieser Phase und um die Technik des Holsteiner Springpferdes zu verbessern wurden damals Cor de la Bryère gekauft. Als viel Blut führender Hengst passte er sehr gut in die Holsteinerzucht. In Frankreich wäre er kastriert worden, da sein Vater, Rantzau xx, nicht sehr populär war und sein Modell absolut nicht den Idealen der franz. Züchter entsprach. Seine Hengstlinie ist genauso bedeutend wie die seines grossen Gegenspielers Landgraf, dem mit Lord bedeutensten Ladykillersohn.

Dieser Erfolg konnte seit 1981 mit einem anderen SF-Hengst wiederholt werden. Die von Almé ausgehende Hengstlinie, A, konnte sich durch Athlet und Alcatraz gut etablieren. Ihr Erfolg im Zuchtgeschehen kann jedoch noch nicht abgesehen werden, da die Söhne dieser Hengste noch zu jung sind.

Die Ladykillerlinie tat nach dem Tod des Gründers das Ihre zur Konsolidierung des Holsteiners und etablierte sich fest im Zuchtgeschehen. Seine beiden oben schon genannten Söhnen Lord und Landgraf kommt dabei besondere Bedeutung zu.

Alle anderen Veredlerhengste, auch wenn sie noch Nachkommen im Zuchtgeschehen haben, sind gegenüber diesen 3 Linien relativ unbedeutend. Ihnen kommt jedoch eine Bedeutung als Basis zu, auf der die Konsolidierungshengste aufbauen konnten.

Eine Ausnahme jedoch, die die Regel bestätigt, ist Capitol aus der Cottage Son-Linie. Er hat der fast schon ausgestorbenen Hengstlinie seines Ahnen neuen Schwung verliehen. Andererseits ist der Deckeinsatz dieses Hengstes aber wahrscheinlich auch mit ein Grund für die neuere Zufuhr von Vollblut seit Mitte der 80iger Jahre. Capitol benötigt hoch im Blut stehende Stuten, da er sich sonst im alten, heute nicht mehr gewünschten Typ vererbt.