Fohlenerziehung

 

© Otmar Beyer de Béhaux

 

Die Fohlenerziehung sollte so schnell wie möglich, am besten schon am Tag der Geburt beginnen. Die Fohlen müßen lernen :
  • sich berühren zu lassen,
  • Halfteranlegen,
  • anbinden,
  • sich führen lassen,
  • transportieren,
  • sich bürsten lassen,
  • Füße hochheben,
  • den Mensch als Kontaktperson, besonders jedoch als Hierarchiehöheren, zu akzeptieren.

Je eher ein Fohlen dies lernt, desto sanfter ist der Lernprozeß, denn " was das Hänschen nicht lernt, lernt der Hans nimmer ".

Das Berühren lassen ist noch recht einfach, da Fohlen ziemlich neugierig sind. Die beste Methode ist, sich einfach in den Stall zu setzen. Die Kleinen sind so neugierig, daß sie meistens von alleine kommen, um den Fremdling, der dazu noch auf nur zwei Beinen geht, näher in Augenschein zu nehmen. Ist das Fohlen erst einmal da, ist schon halb gewonnen. Unter Vermeidung von schnellen und heftigen Bewegung, beginnt man dann da Fohlen zu kraulen, hinter den Ohren oder an der Brust, da die meisten Fohlen dies mögen. Das Klopfen ist auf jeden Fall zu vermeiden. Leckerchen bringen in diesen Tagen noch nicht viel, da die Fohlen noch rein auf die Milch angewiesen sind.

Das Halfteranlegen darf nicht zum Kraftakt werden. Es ist vollkommen klar, daß die Fohlen zurückschrecken, wenn ihnen zum ersten mal etwas über den Kopf gestreift werden soll. Darum ist ein vertraulicher Kontakt zum Menschen unbedingt notwendig.

Das Halfter sollte angelegt werden, sobald der Kopf groß genug ist. Sind Mutter und Kind unter ständiger Beobachtung, das heißt in Nähe des Hofes, kann das Halfter angelegt bleiben, sonst ist es immer abzunehmen, da gefährliche Verletzung und im ganzschlimmen Fall Verformungen und Tod die Folge sein können. Halfter sind regelmäßig, ob ihrer Größe, zu kontrollieren und gegebenenfalls zu anzupassen.

Das Anbinden gehört auch zur Grundausbildung des Fohlens und dient als Basis für z.B. das Putzen und das Transportieren. Man geht am besten in zwei Schritten vor. Zuerst sollte das Fohlen lernen sich führen zu lassen. Normalerweise läuft ein Fohlen neben der Mutter her, jedoch gib es Situationen, wo eine Führung besser ist. Es ist logischerweise die dem Halfteranlegen folgende Etappe. Es darf dabei aber nicht mit Gewalt gezwungen werden. Ein Fohlen, dem man eine Führleine anlegt, wird sich zuallererst einmal rückwärtsbewegen, man gibt dann leicht nach und plaziert sich leicht hinter ihm, seitwärts versetzt, und drückt es dann, aber nur ganz leicht nach vorne. Die Stute sollte immer vorne im Blickfeld stehen, das Halfter dient nur zum Richtungweisen. Hat das Fohlen einmal begriffen, daß das " an einem Strick hängen " keine schlimme Erfahrung ist, kann man zur nächsten Etappe gehen, dem eigentlichen Festbinden. Die Schwierigkeit ist hier, daß der Ring, an dem es festgebunden ist, nicht nachgibt, im Gegensatz zu der Hand beim führen. Um dies zu umgehen nehme man eine alte Luftkammer, am besten von einem LKW, sie sind stabiler, und ziehe diese durch den Ring. An dieser Luftkammer, die ja aus Gummi ist und deshalb in gewissen Grenzen nachgibt, wird dann das Fohlen mit einem gebräuchlichen Knoten angebunden. Natürlich darf die Mutter nicht entfernt werden !

Ist diese Etappe abgeschloßen, kann das Fohlen auch transportiert werden. Es handelt sich hier nur darum ihm zu zeigen, daß ein Transporter nicht schlimmes ist. Von große Hilfe ist dabei natürlich eine Stute, die ohne zögern den Transporter betritt.

Das Bürsten kann spielmäßig erfolgen, wenn die Stute geputzt wird. Man zeigt im die Bürsten und wartet bis es schnuppert. Dann streicht man langsam, ohne es zu brüskieren, ein- oder zweimal über den Rücken oder die Brust und läßt das Fohlen dann diese Neuigkeit verdauen. Dieses wiederholt man mehrmals während der Reinigung der Stute.

Man kann das Kraulen gleichzeitig auch benutzen, um den Fohlen die Füße hochzuheben. Man muß dabei wohl schrittweise vorgehen und zuerst die Füße berühren, anschließend den Huf. Auch kann dies mit dem Bürsten verbunden werden. Erst wenn das Fohlen sich die Schuhe putzen läßt, kann man zum Sohlen übergehen.

Zu diesem Zeitpunkt weiß das Fohlen schon, daß ihm vom Züchter keine Gefagr droht. Es sollte aber auch scho gelernt haben, daß der Mensch kein Artgenosse ist und es muß ihn als Rangoberen anerkennen. Dabei darf man aber Agressivitätszeichen nicht mit Spielaufforderungen verwechseln. Ein leichtes Kneifen mit den Lippen ist Spielaufforderung oder Unterwürfigkeit (Aufforderung zum Kraulen). Beißen oder auch schon kräftiges Kneifen mit den Zähnen sind sofort, wenn auch nicht brutal zu unterdrücken. Ein leichter klaps tut meistens schon Wunder, die Wiederholung zeigt dem Fohlen, daß dies unerwünscht ist.

Mit diesen Basiskenntnissen kommt der Züchter bis zum Entwöhnen über die Runden und hat ein Fohlen, das sich vorzeigen läßt ohne viele Spirenzen zu machen.