Feensproß xx
© Otmar Beyer de Béhaux
Der Vollbluthengst Feensproß xx Der nochzufindende Starvererber des Holsteiner Zuchtbuches, welcher die aktuellen Spitzenhengste Corde Landgraf und Lord, ersetzen soll, wird nach Aussage des Zuchtleiters wahrscheinlich ein Veredlersohn sein. Diese Ansicht erklärt den massiven Vollbluteinsatz, dem der Holsteinerzüchter sich jetzt gegenüber sieht. Nie sind soviele Vollblüter gleichzeitig im Deckeinsatz gewesen wie in der Decksaison 1993 : von den 175 Beschälern sind 24 Vollblüter, was einem Anteil von fast 14% entspricht. Hinzukommt noch ein Anglo-Araber. Allein für die Decksaison 1993 sind 9 neue Vollblüter angekört worden. Privathengste und Verbandshengste halten sich dabei die Waage : 4 - 4. Drei der 4 Verbandskörungen sind in Frankreich gezogene Vollblüter : Galant Vert xx, Condrieu xx und Feenspross xx. Unter diesen hebt sich jedoch einer von den anderen ab : FEENSPROSS xx. Feenspross war im Gegensatz zu seinen Körkollegen nur ein durchschnittliches Rennpferd, was die Qualität der gelaufenen Rennen betrifft, trotz einer Gewinnsumme von 200.000 DM. er ist nie in Gruppenrennen gestartet, kann jedoch einige Erfolge in wichtigen Handicaps vorweisen. Er bietet jedoch andere Vorzüge, Vorzüge die für Warmblutzüchter entscheidender sein sollten als das Generalausgleichsgewicht oder die Rennleistung. Bei ihm verbinden sich ein angenehmes Äusseres mit einer sehr guten Morphologie zu einem für die Warmblutzucht hervorragenden Gesamteindruck. Besonders zu erwähnen sind dabei die grossen Linien, die sehr gute Schulter- und Widerristpartie und das gute Fundament. Vorallem letzteres ist bei einem Vollbluthengst der in der Warmblutzucht eingesetzt werden soll ein Muss, denn von der früheren Qualität der Fundamente ist bei den heutigen Warmblütern leider nicht mehr viel übergeblieben. Ein zusätzlicher Pluspunkt bei Feenspross ist seine Robustheit. Diese konnte er in fast 50 Rennen über 4 Jahre hinweg unter Beweis stellen. Schwächen des Bewegungsapparates, wie sie oft bei Rennpferden auftreten kannte er nicht, da diese seiner Rennkarriere ein Ende gesetzt hätten. Darüberhinaus lagen ihm noch nicht einmal die kurzen Strecken, sondern mehr die Mittelstrecke über 2000m. Er war also kein Sprinter. Der Bewegungsablauf stellt sich sehr gut, mit Schulterfreiheit und Schubkraft dar. Die ihm bei der Körung gegebenen Noten summieren sich zu einem Total von 50 Punkten, was ihn in die besseren Vollblüter einreiht. Bei Feenspross ist im Grunde genommen also nichts französisch, ausser dem Geburtsort und dadurch die Eintragung ins französische Vollblutzuchtbuch. Auch findet sich kein typisch französisches Pferd in seinem Pedigree. Sein Vater deckt in Deutschland und kommt aus einem deutschen Stutenstamm. Seine Mutter ist Französin, kommt aber auch aus einem deutschen Stutenstamm. So finden wir in den absteigenden Linien der beiden Eltern Namen der deutschen Vollblutzucht, die auch in den Warmblutzuchten einen guten Klang besitzen. Speziell die Holsteiner finden viele bekannte Namen in seinem Stammbaum. In der 2. Generation steht Dschingis Khan, der den gleichen Platz im Stammbaum von Schampus belegt. Auch Tamerlane ist den Züchtern als Vater Marlons hinreichend bekannt. Weiterhin treffen wir Herold, Dark Ronald und Teddy. Besonders hinzuweisen ist auf die Hengste Wahnfried und Abendfrieden. Wahnfried machte sich unsterblich durch seine Sohn Der Löwe, der überragendes für den Hannoveraner leistete; Abendfrieden ist der Vater Manometers und ein Vollbruder Anblicks, der der erste erfolgreiche Vollblüter in der Holsteiner Zucht war und durch Aldato noch heute alle Stammbäume beeinflusst. Man findet mehrere Inzuchten im Pedigree : Flamboyant, Abendfrieden, Ferro, Winnica, Hypérion, jedoch ist das Pedigree insgesamt aufgebaut auf die Anhäufung von St Simon und Dark Ronald in den hinteren Generationen. Der Angelpunkt ist dabei Hypérion, der beide Hengste bzw deren direkte Vorfahren gehäuft führt. Alle diese Qualitäten machen ihn zu einem höchst typvollen Beschäler, der seine Rassenzugehörigkeit nicht verleugnet und deshalb sehr gut als Veredler einzusetzen ist. Für die Zucht bleibt jetzt nur zu hoffen, dass er diese Qualitäten treu mitgibt ohne die Qualitäten der Stuten zu überdecken. |
Der Zuchteinsatz des Feensproß xx Jeder Züchter stellt sich bei der Benutzung eines Hengstes folgende zwei Fragen : Wie sieht die ideale Anpaarung aus ? Wie sind die Fohlen ? Seit seiner Ankörung hat Feensproß einen recht guten Erfolg in seiner neuen Aufgabe davongetragen. Die ersten Fohlen der Decksaison 1993 sind mittlerweile gebrannt und man kann erste Schlußfolgerungen ziehen. Es ist jedoch klar, daß nach nur einer Decksaison keine definitive Bilanz gezogen werden kann. Anzumerken ist besonders, daß diesem Hengst qualitätsvolle Stuten zugeführt wurden, er also nicht nur den Ausschuß erhielt, wie es sonst bei den Vollblutveredlern oft der Fall ist. Die beste Anpaarung für Feensproß sind die noch recht schweren Stuten. Den Produkten der ganz schweren, mehr an Brauereipferde erinnerden, Typen fehlt der letzte Charme. Aber auch die schon recht stark veredelten Stuten passen zu diesem Hengst, da er selbst nicht zu den ganz feinen Vollblütern gehört, sondern selbst schon, zumindest für seine Rasse, einen recht starken Knochenbau zeigt. Die Veredlung ist trotzdem überdurchschnittlich, wie ja seine Produkte aus den schwereren Stuten zeigen. Als bestes Beispiel kann die Mutter des 1992 aus der Körung als Reservesieger hervorgegangenen Hengstes Riverman dienen : Alexis III von Landego - Calypso II - Cromwell aus dem Besitz der Familie Ratjens. Diese Stute, mit Gütezeichen übrigens, stellt selbst den Erhaltertyp dar, obwohl sie ja recht edel gezogen ist. Sie verbindet also Blut mit Schwere und Größe. In der Abstammung läßt sie kaum Wünsche offen, da alle für Holstein wichtigen Hengste in den ersten Generationen stehen. Sie wurde an den Vollblüter angepaart, da hier die Schwere durch die Eleganz des Blüters ausbalanciert wird. Feensproß wurde ausgesucht, weil er doch noch Stärke zeigt und gut mit dem Pedigree der Stute harmoniert. Die Anpaarung der Alexis an Feensproß erfolgte übrigens unter Beratung der Reit- und Fahrschule Elmshorn, die dadurch zeigte, daß sie auch anderes kann als nur Verkaufen. Das Ergebnis dieser Bedeckung entsprach allem Anschein nach den Erwartungen sowohl des Besitzers als auch des Verbandes, da das gefallene Hengstfohlen gekauft wurde. Feensproßfohlen, und der Sohn der Alexis III macht da keine Ausnahme, zeichnen sich aus durch einen leichten Typ mit viel Eleganz, einen edlen Kopf und einer guten Oberlinie. Der Körper ist kurz und das Fundament korrekt mit gutgezeichneten Gelenken. Die meisten Fohlen sind braun ohne viel Abzeichen, entsprechen also der in Holstein gewünschten Zeichnung. Herausheben muß man jedoch besonders die Grundgangarten, die fast immer überdurchschnittlich gut sind. Auf den Fohlenprämierungen konnten sich bisher mehrere Hengste und einige Stuten in Szene setzen und eine Prämie erhalten. Als erste Bilanz ist dies alles andere als schlecht. Der Hengst wird seiner Veredlerfunktion also vollkommen gerecht und berechtigt nach diesen ersten Fohlen zu den größten Hoffnungen. Beibt jetzt natürlich noch zu hoffen, daß die Qualität der Leistung der des Exterieurs entspricht. In diesem Fall hätte Holstein einen neue Säule für seine, zur Zeit stark in Anspruch genommene, Zucht gefunden. |