Die Farben und ihre Vererbung

 

© Otmar Beyer de Béhaux

 

Die Grundfarben

Frankreich bzw die französische Verwaltung ist, in allen die Pferdezucht betreffenden, organisatorischen Punkten (Rasseneinteilung, Beschreibung, etc) die führende Institution. Neuestes Beispiel ist die auf dem französischen Modell basierende Abstammungsurkunde, wie sie für alle in einem Zuchtbuch der Europäischen Gemeinschaft eingetragenen Pferde jetzt Pflicht ist. In Frankreich wird jedoch der Ruf, nach einer Reformierung der Farbbeschreibung immer lauter, wie verschiedene Veröffentlichungen und Arbeiten von Mitarbeitern der Nationalgestüte zeigen. Dieser Reformierungswunsch basiert auf dem Alter der zur Zeit (noch) gültigen Farbeinteilung, die durch Forschungsarbeiten der letzten Jahren überholt erscheint.

Da es dann natürlich auch noch die, historisch bedingten, Vorlieben der Zuchtgebiete für bestimmte Farben gibt wäre eine Einführung in den neuesten Forschungsstand über die Farbvererbung vieleicht von Nöten.

Holsteiner Züchter stehen Füchsen und Pferden mit viel Abzeichen recht kritisch gegenüber. Gleichzeitig weist die Holsteiner Zucht den größten Anteil an Schimmeln aller deutschen Regionalzuchten auf. In Frankreich war ebenfalls die Abneigung gegen Füchse eine Tradition. Erst die für den Selle Français überaus wichtigen Hengste Uriel und Grand Veneur, beides Füchse, konnten dieser Tradition entgegenarbeiten. In der traditionellen arabischen Zucht scheinen Rappen unerwünscht zu sein. Die verbreiteste Farbe der Vollblutzucht ist Braun in allen Schattierungen. Schimmel sind recht selten.

Man darf jedoch nie aus den Augen verlieren, daß es sich hier ‘nur’ um den aktuellen Forschungsstand handelt, der natürlich nicht festgeschrieben ist und noch vielen Änderungen unterliegt. Es kann sich natürlich in jedem Fall nur um eine Einführung in das Thema handeln, da die Verhältnisse der Gene und ihre Dominanz untereinander sehr komplex sind.

Die hier dargestellte Theorie ist von Aoalsteinsson, einem Isländer, entwickelt und von französischen Forschern bestätigt und teilweise ausgebaut worden.

Grundkenntnisse

Jedes Lebewesen besteht aus Zellen, die alle die gleiche Anzahl von Chromosomen haben, allein die Geschlechtszellen besitzen nur die halbe Chromosomenanzahl. Die Anzahl der Chromosomen ist von Lebewesen zu Lebewesen unterschiedlich, so besitzt der Mensch 46 Chromosomen, das Pferd aber 64. Besser sollte man aber sagen 23, bzw 32 Chromosomenpaare.

Die Geschlechtszellen der Pferde besitzen also nur 32 Chromosomen, da die Gesamtzahl jeweils zur Hälfte vom Vater und von der Mutter kommt. Jedes Fohlen ist also prinzipiell genetisch halb vom Vater, halb von der Mutter geprägt. Die Genetik ist aber leider nicht so einfach und es fließen viele weitere Umstände ein.

Jedes Chromosom ist also doppelt vorhanden und dadurch natürlich auch jedes Gen. Jedes Chromosom besteht aus verschiedenen Genen, die jede einen anderen Charakter beeinflußen. Der Ort auf dem Chromosom, den ein Gen einnimmt nennt man Locus. Gene, die den gleichen Locus besetzen und den gleichen Charakter beeinflußen nennt man Allele. Ein Allel ist also die Kodification eines Charakters. Dann gibt es aber noch die dominanten und die rezessiven Allele und, um es ganz kompliziert zu machen die variablen, die weder dominant, noch rezessiv sind und nur unter bestimmten Bedingungen auftreten.

Nehmen wir einen Locus, der die Farbe kodiert. Es besteht aus 2 Allelen. Das eine steht, sagen wir einmal, für die Farbe ‘Schimmel’, das andere für eine Normalfärbung. Nennen wir den Allel ‘Schimmel’ -> G, den Allel ‘Normalfärbung’ -> g. Die verschiedenen Kombinationen sind also : ‘GG’ - ‘Gg’ - ‘gG’ - ‘gg’, wobei ‘Gg’ übrigens ‘gG’ entspricht. Ein Großbuchstabe bezeichnet dabei ein dominantes Allel, ein Kleinbuchstabe ein rezessives. Da ‘G’ ‘g’ dominiert, drücken die Kombinationen, die auch nur ein ‘G’ enthalten die Schimmelfarbe aus.

Besteht die Kombination aus zwei gleichen Buchstabenformen nennt man sie homozygot (reinerbig), besteht sie aus zwei verschiedenen Buchstabenformen nennt man sie heterozygot (mischerbig). In dem hier aufgeführten Fall sind also 3 der vier Fälle ‘Schimmel’, nur der letzte ist ‘Normalfärbung’. Zur Verdeutlichung :

Tabelle 1 : Die Vererbung eines mischerbigen (Gg) Schimmelhengstes

    Allel ‘G’ Allel ‘g’
Schimmelstute (Gg) Allel ‘G’

Allel ‘g’

¼ Schimmelfohlen (GG)

¼ Schimmelfohlen (Gg)

¼ Schimmelfohlen (gG)

¼ normalgefärbte Fohlen (gg)

Mit einer mischerbigen Schimmelstute bringt dieser Hengst also 75% Schimmelfohlen und 25% Fohlen mit Normalfärbung. Ist aber auch nur eines der Tiere ein reinerbiger Schimmel, können nur Schimmelfohlen, bzw Fohlen die Schimmel werden, geboren werden, da das Allel ‘Schimmel’ dominant gegenüber dem Allel ‘Normalfärbung’ ist.

Die Stiefelung und die Kopfzeichnung haben nichts mit einer eventuellen Scheckung zu tun, sondern sind vollkommen unabhängig. So gibt es Schecken die nur eine ganz kleine oder ga keine Blesse haben oder deren Beine farbig ohne jedes Weiß sind. Andererrseits gibt es Nichtschecken, deren weiße Beinzeichnung bis in die Schulter oder über das Kniegelenk hinausgeht.

Einige Tatsachen

Aus einer Verbindung von zwei richtigen Füchsen (siehe unten) können nur Fuchsfohlen geboren werden.

Ist das Fohlen ein Schimmel (oder wird ein Schimmel), dann muß ein Elterteil ebenfalls ein Schimmel sein.

Weiterhin ist bewiesen, daß reinerbige Schimmel (GG) zu Melanomen, bösartigen Geschwüren, neigen und deshalb eine um einige Jahre geringere Lebenserwartung haben als farbige Pferde.

Die Farbe, die im Englischen ‘Roan’ und im Französischen ‘Rouan’ genannt wird, genetischer Code Rn, besteht aus einer der Gundfarben, die mit weißem Haar gemischt ist. Im Gegensatz zum Schimmel breitet sich das weiße Haar in diesem Fall jedoch nicht aus. Das Gen Rn ist dominant, jedoch ist eine reinerbige dominante Konstellation ‘RnRn’ nicht möglich, da sie sehr früh in utero tötlich ist.

Das gleiche gilt für das Gen W, für Weiß. Es handelt sich hier um weißgeborene Pferde (im Gegensatz zum ‘normalen’ Schimmel), da W dominant ist.

Vollkommen weiße Overoschecken sterben meist kurz nach der Geburt, ohne das eine Erklärung für die den Tod verursachenden Fehlformationen vorliegt.

Die Grundfarben

Die Farbe kann von vielen Genen (mehr als 50 bei einer Maus) beeinflußt werden, die Kombinationsmöglichkeiten sind also extrem hoch und die Voraussage der Farbe eines zu gebärenden Fohlens dadurch sehr schwierig, es sei denn man ist Hellseher.

Andererseits kann man durch die Untersuchung von drei, bzw vier Loci, die häufigsten Farben erklären. Die anderen Gene können dann nur den ‘normalen’ Ablauf ändern.

1. Die Grundpigmentierung ist entweder schwarz (Eumelanin) oder rot (Phaeomelanin).

2. Der Locus B ist verantwortlich für ein Farbänderung im Eumelanin : schwarz (B) oder braun (b). Daher auch der Name des Locus : B für Black.

3. Der Locus E beeinflußt die Verbreitung der roten Pigmentierung im Fell. Man kennt die Allele ED > E > e. ED steht für die größtmögliche Verbreitung von Eumelanin, e für die geringste. Das Vorhandensein des Allels ED könnte die Geburt von Braunen in sonst rein schwarzen Rassen erklären (Friesen).

Nur bei E kommen das Gen des Locus A zum Wirken. Die Allele dieses Locus sind damit gegenüber denen des Locus E rezessiv.

Der Name des Locus kommt von extension = Verbreitung, Ausdehnung.

4. Der Locus A ist unter diesen drei Loci der komplizierteste. Er wirkt sich aus auf die Verteilung des Pigments in jedem Haar, aber auch auf die regionale Beschränkung einer Pigmentierung im Fell. Auf jeden Fall mischt er rotes Pigment unter das schwarze, was so die verschiedenen Braunschattierungen entstehen läßt. Auf diesem Locus kennt man die vier Allele A+ > A > at > a.

Der Name kommt von einem südamerikanischen Nagetier, dem Agouti.

5. Der Locus G steht für die fortschreitende Schimmelfärbung (nicht zu verwechseln mit dem Locus W). Die fortschreitende Schimmelung verhält sich dominant gegenüber der normalen Färbung.

6. Der Name kommt von Grau, da Schimmel keine weißen Pferde sind, sondern nur mit zunehmenden Alter weiß werden.

Die wichtigsten anderen Loci sind :

* Der Locus C kontrolliert die Tyrosinase. Ohne Tyrosinase ist keine Pigmentierung möglich (Albinos). Richtige Albinos, weiße Haare, rosa Haut und rosa Auge sind beim Pferd jedoch noch nicht beschrieben worden.

Beim Pferd konnten nur zwei Allele festgestellt werden : C und ccr. Die Dominanz ist aber nicht komplet. ‘CC’ steht hier für die normalen Farben, ‘Cccr’ hellt die Grundfarbe schon auf, wobei die rote Pigmentierung stärker betroffen scheint ; ‘ccrccr’ steht für die ganz hellen Pferde : cremefarben und mit blauen Augen (Pseudo-Albinos). Auch hier scheint die schwarze Pigmentierung weniger stark betroffen.

* Der Locus D (Dilution = Verdünnung) steht für eine Verwässerung. Die Dominanz von D zu d ist aber total und betrifft beide Pigmentierung gleichermaßen stark, alle Grundfarben werden also aufgehellt z.B. wird schwarz zu grau.

* Der Locus Sty (smutty) macht aus einem normalen Fuchs einen Dunkelfuchs. Das Allel ‘Sty’ ist dabei dominant gegenüber der normalen Fuchsfarbe, die bei ‘sty’ auftritt. Es handelt sich nur um eine der drei verschiedenen Möglichkeiten für die Farbe Dunkelfuchs.

Der genaue Einfluß und die Wirkungsweise dieses Locus sind noch nicht geklärt.

* Der Locus F (Flaxen) steht für die blonden Mähnen- und Schwanzhaare. Die Blondfärbung ist dabei rezessiv gegenüber der Normalfärbung. Da hauptsächlich das Phaeomelanin betroffen ist, wurden die eigentlichen Braunen mit, den in diesem Fall dunkleren, blonden Behängen ebenfalls unter die Füchse eingereiht.

Das Gen, welches die Braunen aufhellt ist aber nicht ‘F’, sondern ‘Z’ (siehe auch Silver Dapple).

* Der Locus Rn (Roan/Rouan) steht für weiße Haare in einer Grundfarbe. Das Fohlen wird hierbei meist schon mit seiner typischen Fellfarbe geboren oder zeigt sie nach der esten Haaung. Die weißen Haare dehnen sich mit zunehmenden Alter nicht aus.

* Der Locus W (white/weiß) steht für weißgeborene Schimmel. Ist das Allel dominant, werden weiße Fohlen geboren.

Braune und Rappen

Braune müssen auf jeden Fall das dominante ‘E_’ führen, da sie sonst entweder schwarz oder fuchsfarbig wären. Sie entstehen durch das Vorhandensein des Allels A, welches dominant gegenüber dem Allel ‘a’ ist. Die Allele A+ und At modifizieren das Ausbreiten des Eumelanin, welches sich in einigen Zonen konzentriert.

Rappen dieser Kategorie müssen also die Genkombination ‘aa,B_’ tragen.

Die zweite Möglichkeit der Rappfarbe kommt vom Vorhandensein des Allels ED auf dem Locus E, welcher ja, wie schon weiter oben gesagt, eine größtmögliche Ausdehnung des Eumelanin bewirkt.

Füchse

Füchse können nur aus der Kombination ‘ee’ entstehen, da dieser rezessive Gen die Ausbreitung des Eumelanins verhindert. Das Vorhandensein von ‘B’ oder ‘b’ spielt absolut keine Rolle. Dies heißt aber nicht, daß nur Füchse Eltern von Füchsen sein können. So ist ein Fuchsfohlen aus zwei Braunen durchaus möglich, wenn beide heterozygot, also mischerbig, sind.

Man muß jedoch hier die Füchse von den Dunkelfüchsen unterscheiden, da sie unterschiedliche Genkombination führen können.

Dunkelfüchse

Die Dunkelfüchse kann man in drei Gruppen unterteilen.

Die erste Gruppe sind Füchse, die einen anderen Gen tragen ‘Sty’, der für die Dunkelfärbung verantwortlich ist (Genkombinationen ‘ee, Sty_’). Dies sind die einzigen richtigen Füchse. Der Gen ‘Sty’ bewirkt, wie bei einer Verbrennung, das Dunklerwerden der Farbe.

Die zweite Gruppe sind die Dunkelfüchse, wo das rezessive Allel ‘b’ eine Änderung des Eumelanin von schwarz nach braun bewirkt hat, die Allelkombination muß also ‘bb’ sein (Genkombination ‘bb,aa,E_’). Es handelt sich also eigentlich um Rappen, deren Eumelanin durch das Gen ‘bb’ braun gefärbt ist.

Die dritte Gruppe wird von den Dunkelfüchsen gebildet, die das rezessive ‘b’ zweimal führen und den Allel ‘ED’ (Genkombination ‘bb,ED_’). Auch hier handelt es sich um Rappen, die braunes Eumelanin führen.

Schimmel

Ein Schimmelfohlen kann nur geboren werden, wenn wenigstens ein Elternteil selbst Schimmel ist. Es spielt dabei keine Rolle, ob es sich um das Gen G oder W geht, es ändert sich nur die Farbe bei der Geburt. Beide Gene maskieren alle anderen Farben, das Gen W sofort, das Gen G im Laufe der Zeit, da es evolutif ist. Darum spricht man auch von Rappschimmeln, Braunschimmeln und Fuchsschimmeln, da das Gen G nicht sofort die Grundfarben überdeckt, die Fohlen also mit einer ‘normalen’ Farbe geboren werden. Die ersten weißen Haare können dabei auch erst nach der ersten Haarung auftreten. Ein typisches Zeichen für die Schimmelung, im Gegensatz zu den Weißen, ist die dunkle Haut unter den Haaren.

Im eigentlichen Sinn des Wortes ist die Schimmelung auch keine Farbe, sondern eher das Gegenteil, da eine Pigmentierung des Haares mit zunehmendem Alter verhindert wird.

Schimmel haben nichts mit Albinos zu tun.

Die Einflüsse der anderen Gene

Nachdem wir bis jetzt nur von den Grundfarben gesprochen haben, kommen jetzt noch einige Gene dazu, die diese Grundfarbe nuancieren.

Diese Nuancierung kann entweder das ganze Fell, oder aber nur einige Bereiche betreffen. Im letzteren Fall ist die Verwässerung dann oft an ein Pigment gebunden.

Palominos und Falben

Der Locus C, mit den Allelen ‘C’ und ‘ccr’ hellt besonders das Phaeomelanin auf, d.h. das rote Pigment, und wirkt sich besonders stark auf die Extremitäten aus. Ganz klar ist der Effekt dieses Gens auf Füchse, weniger klar bei Braunen, da diese nur einen gering(er)en Anteil an rotem Pigment haben.

Wie weiter oben schon gesehen ist die Kombination ‘CC’ ohne Auswirkung auf die Farbe. Die Kombination ‘Cccr’ beinflußt das rote Pigment und macht aus einem Fuchs einen Palomino und aus einem Braunen einen Falben. Die homozygote, rezessive Kombination bringt cremefarbene, fast weiße Pferde mit blauen Augen (Pseudo-Albino).

Die Verdünnung

Der Locus D hellt alle Pigmente mehr oder weniger gleichmäßig auf, ohne besonders großen Einfluß auf die Extremitäten zu haben. Dies unterscheidet ihn vom Locus C.

Die Genkombination ‘dd’ ist die bei weitem geläufigste und hat keinen Einfluß auf die Farbe. Bei einer heterozygoten Kombination oder der dominanten Reinerbigkeit verändern sich die Farben von braun zu (fast) falb, ohne das jedoch die Extremitäten richtig schwarz sind ; Füchse nehmen eine gelbe, lehmartige Farbe an, wobei die Extremitäten roter sein können , schwarz wird, wie ja schon gesagt, zu grau.

Man nimmt an, das Pferde mit roter Pigmentierung, die sowohl ‘D’ als auch ‘ccr’ tragen, Palominos sind. Das Gen ‘ccr’ dominiert in diesem Fall also das Gen ‘D’.

Die goldfarbenen Mähnen

Goldfarbene oder besser gesagte aufgehellte Mähnen und Schwänze können sowohl bei Füchsen, als auch bei Braunen und Rappen auftreten. Sie führen auf jeden Fall die Kombination ‘ff’, da das Gen rezessiv ist. Es betrifft ausschließlich die Behänge.

Füchse sind stärker betroffen als Braune und Rappen. Bei Füchsen wird die Mähne und der Schwanz hellblond, manchmal fast weiß, bei den anderen ist die Färbung meist dunkelblond. Bei Pferden mit schwarzer Pigmentierung kann man noch die schwarzen Extremitäten feststellen.

Silver Dapple

Das schuldige Gen heißt ‘Z’ für Silver Dapple und beeinflußt nur die Pigment Eumelanin. Es wirkt auf den ganzen Körper und hellt das Eumelanin auf. Die Dominanz ist extrem bei der Kombination ‘ZZ’, weniger stark ausgeprägt im Fall der Mischerbigkeit. ‘zz’ bedeutet normale Farbe. Rrappen werden so zu mausfarbenen Pferden, Braune ähneln dann den Füchsen.

Manchmal kann der Unfall passieren, daß aus einer Fuchsanpaarung ein braunes Fohlen geboren wird, da einer der Eltern nicht Fuchs, sondern Silver Dapple war.

Da dieses Gen nur die schwarzen und braunen Pferde betrifft, kann ein Fuchs es führen ohne es auszudrücken.

Die Genkombination ‘Z_, G_’ beschleunigt stark die Schimmelung (unter Umständen in weniger als zwei Jahren) oder kann für die Geburt eines weißen Fohlens verantwortlich sein.

Scheckungen

Farbpferde haben schon immer großen Erfolg unter den Freizeitreitern gehabt, wohingegen die Sportreiter von ihnen nur wenig angetan waren, da nur selten eine entsprechende Leistung da war.

Man nennt ein Pferd Schecke, sobald die Weißteile des Fells eine gewisse Ausdehnung, die übrigens nicht definiert ist, erreicht haben. Man unterscheidet dabei mehrere Scheckungen, die auf der Form und der Abgrenzung der Farben gegeneinander beruhen. Die wichtigsten sind : Tobiano, Overo, Sabina, Leopardenschecken. Man weiß auch heute noch nicht, wodurch die mehr ode weniger große Ausdehnung der weißen Scheckung kommt.

Die Bezeichnung Rappschecke oder Braunschecke bezeichnet übrigens nur die zweite bei einer Schecke vorhandene Farbe.

Man darf bei der Scheckung nicht vergessen, daß zusätzlich, und vollkommen unabhängig, Blesse und/oder Stiefelung auftreten können.

Tobiano

Das für die Tobianioscheckung verantwortliche Gen ist dominant, jeder Tobiano muß also wenigstens eine Tobianoschecke unter seinen Eltern haben. Da das Gen dominant ist, ist die Tobianoscheckung sehr leicht in einer Rasse zu fixieren, aber genauso leicht auch zu eliminieren.

Die Scheckung der Tobianos ist meistens abgerundet, klar - ohne Farbmischung an den Rändern - und regelmäßig. Man unterscheidet innerhalb dieser Farbe zwischen Minimumtobianos - wenig Weiß - und Maximumtobianos - viel Weiß.

Die Weißfärbung scheint immer vom Widerriß, der Niere und vom Schwanzansatz auszugehen und verbreitet sich dann nach unten, hat also eine vertikale Tendenz. Stiefelung und Blesse sind meistens stark ausgeprägt, stärker als bei normalfarbenen Pferden. Von der Blesse einmal abgesehen sind die Köpfe der Tobianos meistens nicht weiß.

Overo

Das Gen für die Overoscheckung ist rezessiv, tritt also nicht immer auf, da die Genkombination ‘oo’ sein muß. Dadurch weden auch in unseren normalen Warmblutrassen von Zeit zu Zeit Overos geboren. Aus einem Schimmel kann nie ein Overo geboren werden, bzw der Schecke verliert im Laufe der Zeit seine Farbe, wie jerder Schimmel.

Die Overoscheckung zeichnet sich durch eine recht komplizierte Verteilung der Flecken aus, die Ränder sind dabei nicht klar abgegrenzt, der Kopf zeigt oft viel Weiß und die Beine sind meist farbig, von einer eventuellen Stiefelung einmal abgesehen. Ausgangspunkte sind die Flanken, der Hals und der Bauch. Die Zeichnung, die übrigens fast nie die Oberlinie schneidet, hat stark horizontale Tendenzen.

Bei Overos findet man selten eine starke Dominanz der weißen Farbe (mehr als 90%), da diese Fohlen oft kurz nach der Geburt an Fehlformationen sterben. Man weis jedoch nicht, ob dies durch andere Gene beeinflußt wird oder ob man ein Allel ‘oe’, was vollkommen rezessiv ist und nur bei Reinerbigkeit die Fehlformationen bewirkt, annehmen muß.

Sabina

Sabinaschecken werden oft irrtümlich als Overos bezeichnet, da sie diesen recht ähnlich sind. Der Hauptunterschied liegt im Ausgangspunkt der Weißfärbung (Sattelgurt) und der Randzeichnung. Die weißen Flecken sind oft am Rand wie zerrißen und gezahnt und man findet auch häufig farbige Punkt in den weißen Randzonen (wie bei einem Hermelin). Bei einer maximalen Weißzeichnung erstreckt sich diese über das ganze Pferd. Diese Maximalzeichnung ist bei den Sabinas nicht tötlich.

Es scheint, daß das Gen für die Sabinascheckung ‘Sb’ dominant ist.

Leopardenschecken

Von Leopardenschecken spricht man, wenn die Grundfarbe weiß ist. Die Flecken verteilen sich, von der Kruppe ausgehend über den ganzen Körper. Die Größe der Flecken variiert von Stecknadelkopfgröße bis zur Straußeneigröße. Die Farbverteilung am Rand der Flecken kann eine Aura besitzen. Bei den stark gezeichneten Leopardenschecken dehnen sich die Farbflecken meist in Richtung des Haares aus. Man kann sie sehr gut als die Dalmatiner unter den Pferden bezeichnen.

Das Gen der Leopardenscheckung ist wahrscheinlich nur teildominant, da die reinerbige (homozygote) Form ‘LpLp’ wahscheinlich die wenig gefleckte Scheckung bringt, während die mischerbige Form die starke Zeichnung bewirkt.

Jedoch kann nicht erklärt werden, warum immer wieder Leopardenschecken von Nichtschecken geboren werden !

Appaloosa

Appaloosa ist weniger eine Farbbezeichnung als eine Rassenbezeichnung. Die Rasse entstand bei den Nez-Perce-Indianern. Nicht alle Appaloosas haben die für typisch angesehene Farbzeichnung. Das Geschlecht scheint auch einen recht großen Einfluß zu besitzen, da Hengste oft besser gezeichnet sind als Stuten.

Ein richtiger Appaloosa hat, von der Farbe einmal abgesehen, ein umrundetes Auge, d.h. das Weiße im Auge ist zu sehen, grau-weiß gestreifte Hufe und, zumindest in der Genitalregion und auf der Nase, fleischfarbene Flecken mit schwarzen Punkten. Der oft dünne Behang ist auch typisch für Pferde der Rasse Appaloosa und steht nicht in Zusammenhang mit der Fellzeichnung.

Ein Erfolgsrezept zur Züchtung Appaloosas gibt es natürlicht nicht, jedoch scheint die Anpaarung eines dominant homozygoten Leopardscheckhengstes mit einer normalgefärbten Stute meist gut gezeichnete Fohlen zu bringen.

Eine neue Beschreibung der Fellfarbe bei Pferden

Von diesen Erkenntnissen ausgehend haben mehrere französische Autoren eine Reformierung der Beschreibung eines Pferdes vorgeschlagen. Ausgehend von der Pigmentierung und deren Verteilung, basierend auf den Loci A und E, wird das Pferd in Einklang mit seinem genetischen Potential beschrieben. Eine Konfusion zwischen Phenotyp und nur sichtbaren Einflüssen, wie heute oftmals möglich ist, wird vermieden. Die Schwierigkeit liegt besonders in der Feststellung der nicht sichtbaren Einflüsse, die manchmal genau mikroskopische Untersuchungen benötigen und natürlich einen erheblichen Kostenfaktor darstellen.

Andererseits muß die Beschreibung eines Pferdes, da es sich sozusagen um seinen Personalausweis handelt, so korrekt wie möglich sein.

Die heute noch übliche Schreibweise, die von der Fellfarbe ausgeht und zusätzlich die eventuellen Abzeichen am Kopf und an den Beinen sowie die Wirbel beschreibt, muß reformiet werden, jedoch darf die Reform nicht kostentreibend sein.

Zusammenfaßung

Locus Allele Name des Allels Erklärung
A (Agouti) A+ > A > at >a A+ dunkelbraun, mehr schwarzes als rotes Pigment
    A braune Farbe
    at hellbraune Haare unter den normalbraunen
    a Nichtvorhandensein des Pigments rot
B (Brown) B > b B schwarzes Pigment
    b Änderung des schwarzen Pigments in braun
C (Pseudo-Albinismus) C > ccr C normalfarben
    ccr Aufhellung besonders des Pigments rot und der Extremitäten
D (Dilution) D > d D Aufhellung beider Pigmente
    d normalfarben
E (Extension) ED > E > e ED größte Ausdehnung des Pigments schwarz
    E Auswirkung des Locus A
    e einzig Präsenz des Pigments rot
Sty (Smutty) Sty > sty Sty Verdunkelung des Pigments rot
    sty normalfarben
Z (Silver Dapple) Z > z Z Aufhellung des Pigments schwarz
    z normalfarben
F (Flaxen) F > f F normalfarbene Mähne
    f blonde Behänge
G (Grey) G > g G Schimmel, evolutiv
    g normalfarben
Rn (Roan) Rn > rn Rn weiße Haare im Fell
    rn normalfarben
To (Tobiano) To > to To Tobianoschecke
    to normalfarben
O (Overo) O > o O normalfarben
    o Overoschecke
Sb (Sabina) Sb > sb Sb Sabinaschecke
    sb normalfarben
Lp (Leopard) Lp > lp Lp Leopardenschecke
    lp normalfarben
W (White) W > w W weiß
    w nicht weiß

> drückt die Dominanz aus

Großbuchstabe dominantes Allel

Kleinbuchstabe rezessives Allel

Eumelanin schwarzes, oder unter Einwirkung des Gens B, braunes Pigment
Phaeomelanin rotes Pigment
Locus Stelle auf dem Chromosom, welche von einem Gen eingenommen wird.
Allele (Einzahl : Allel) Gene die den gleichen Locus besetzen und den gleichen Charakter beeinflußen.
homozygot reinerbig. Genkombination aus zwei gleichen Buchstabenformen.
heterozygot mischerbig. Genkombination aus zwei verschiedenen Buchstabenformen.

Bibliographie

Lauvergne, J.J. und Co-Autoren

" A New Scheme for Describing Horse Coat Colour "

Livestock Production Science, 27, Amsterdam 1991

Rossier, Emmanuel und Bougler, Jacques

" Glossaire des Termes et Concepts Fondamentaux de Génétique Animale "

CEREOPA, Paris, 1974

Lefevre, A.-I.

La Rrobe du Cheval : Nomenclature et Déterminisme Génétique

Ecole Nationale Vétérinaire de Toulouse, Thèse doctorat, 1989

Brandsch H., Gerber J.

Heredity of Marrkings in Horses :

3° Relationsschips between Colour, Marrking and Sex

Arch. Tierz., Berlin 31,1 1988

4° Working Hypothesis on Rrelationships between Inheritance of Colourr and Marrkings

Arch. Tierz., Berlin, 31,4 1988

Craig L., Van Vleck L.D.

Evidence for Inheritance of the Red Dun Dilution on the Horse

Journal of Heredity, 76,2 1985

Trommershausen-Smith, A.

Positive Horse Identification :

Part 3 : Coat Color Genetics

Equine Practice 1,6 1979

Chéhu, Frédéric

Les Robes

Cheval Magazine 267-269, 02-04/1994