Bemerkungen zu einer europäischen Pferdezucht

 

© Otmar Beyer de Béhaux

 

Aufgestört durch die Gründung des Zuchtbuches ‘Z’, ‘Z’ für Zangersheide, muß man sich die Frage nach einer europäischen Pferdezucht stellen !

Deutschland ist eines der wenigen Länder mit einer bedeutenden Pferdezucht, wo diese noch regional unterschiedlich organisiert ist. In Frankreich wurden die Regionalzuchtbücher schon Ende der sechziger Jahre zum Selle Français-Zuchtbuch zusammengefasst. Nur Belgien besitzt noch zwei Zuchtbücher, was sich aber allein schon aus den unterschiedlichen Kulturen (deutsch / flämisch - französisch) erklären lässt.

Es ist jetzt jedoch ein Neuling erschienen, der Staub in der Zuchtszene aufwirbelt : das Zuchtbuch Zangersheide.

Die Einschreibung ist allen Pferden, die eine Eigenleistung haben, möglich. Nachkommen von schon eingetragenen Stuten mit anerkannten Hengsten werden natürlich auch eingetragen. Die Ausgangsidee ist nicht schlecht, da keine Rassendiskriminierung betrieben wird. Es bleibt jedoch noch dahingestellt, ob es so einfach ist ein Leistungszuchtbuch zu gründen, denn es reicht nicht zwei Superspringer anzupaaren, um wieder einen Champion zu bekommen. Die bei der Vererbung in Betracht zu ziehenden Komponenten sind vielfältig und die Wahrscheinlichkeit der Leistungsvererbung im Gegensatz dazu recht gering.

Ein deutsches Zuchtbuch weist einen anderen möglichen Weg : Baden-Württemberg. Die Besonderheit dieses Zuchtbuches ist die Beschälerpalette. Obwohl eigene Deckhengste existieren und auch regelmässig neue Hengste angekört werden, hat die Zuchtleitung schon vor einiger Zeit beschlossen, allen Hengsten, die für ein Zuchtbuch im aktiven Deckeinsatz stehen, die Ankörung zu gewähren. Der Züchter kann also seine Stute genauso gut einem französischen Hengst wie einem auf Trakehnerbasis gezogenen Dänen oder Schweden zuführen.

Da die Überwindung der nationalen Unterschiede sich wahrscheinlich als unüberwindlich heraustellen wird, wird mit einem europäischen Zuchtbuch im strengen Sinne des Wortes, Eintragung aller europäischen Stuten, nicht zu rechnen sein. Die gegenseitige Anerkennung der Beschäler wäre jedoch schon ein erster Schritt in diese Richtung und wird schon von Baden Württemberg vorexerziert. Da aber auch dieses nicht von heute auf morgen passieren kann, könnte man sich ja ersteinmal auf einige spezielle Vererber, zum Beispiel die englischen Vollblüter einigen.

Es bleibt jedoch noch dahingestellt, wieso überhaupt ein europäisches Zuchtbuch existieren soll. Die grossen bzw besten Zuchtbücher kommen auch jetzt schon über die Runden und natürlich liegt es nicht in ihrem Interesse anderen Zuchten den Zugang zu ihren Starvererbern, von Ausnahmen einmal abgesehen, zu ermöglichen. Vorexerziert wird dies vom Holsteiner Zuchtbuch, das die Deckung durch verbandseigene Hengste strengen Kriterien unterordnet und gleichzeitig aus der Phalanx der Regionalzuchtbücher ausbricht, da die Landbeschäler aus Celle und Warendorf, die sonst für alle Zuchtgebiete anerkannt sind, nicht deckberechtigt sind.

Und die Holsteiner Zucht kann sich über zu wenig Erfolg sicher nicht beklagen !